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Selbstverwaltung des Arbeitslosengeldes

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Unsichere Zeiten brechen an für arbeitslose Menschen. Es ist jedoch nicht allein die Regierung, mit deren Machenschaften sie konfrontiert sind. Nein!

Seit geraumer Zeit macht ein Bande wilder und vermummter Furien jene Orte unsicher, an denen sich Arbeitslose auf Einladung des Arbeitsmarktservice versammeln dürfen, um gemeinsam ihre Entfernung aus dem Arbeitsleben zu zelebrieren (Jobcoaching heißt das im Amtsdeutsch). Unter infernalischem Lärm (Musik von den Ton-Steine-Scherben) tauchen die Angehörigen des "Komitees zur Selbstverwaltung der Arbeitslosengelder" in den Kursräumlichkeiten der AMS-Auftragnehmerbetriebe auf und zwingen die KursteilnehmerInnen mittels zwangsweise eingeflößtem Sekt neben der Mißachtung der Kursregeln auch noch zu Fröhlichkeit ... und (igitt) Diskussion über die Politik des AMS.

Kritisiert werden in Flugblättern, dass

- die Kurszeiten selbst geringfügige Beschäftigung und Kinderbetreuung unmöglich machen;

- die durch den Kursbesuch entstehenden zusätzlichen Kosten vom AMS nicht refundiert werden;

- arbeitslose Menschen keinen Anspruch auf Urlaub haben; und

- in vielen Kurskonzepten vorgesehene Praktika in der Regel nichts anderes darstellen als Gratisarbeit.

Das Jobcoaching ist eine - und indirekt wird das auch vom AMS eingestanden - von seiner Konzeption her bereits völlig unsinnige Einrichtung. Zur Teilnahme bei sonstiger Einstellung des Arbeitslosengeldbezugs werden alle Menschen gezwungen, die arbeitslos werden und keine in naher Zukunft liegende Einstellungszusage vorweisen können. Der Kurs ist auf neun "Betreuungstage" in sechs Wochen ausgelegt und bewirkt im Wesentlichen nichts anderes als Druck auf die TeilnehmerInnen, denen eine individuelle Zeitplanung verunmöglicht wird. Vom arbeitsmarktpolitischen Gesichtspunkt können diese Kurse schon allein deshalb keinen Sinn haben, da sie für unterschiedslos alle arbeitslos werdenden Menschen als Teil der Regelbetreuung vorgesehen sind. Fast zwei Drittel aller Menschen, die arbeitslos werden, finden jedoch binnen sechs Monaten eine neue Anstellung. Jobcoaching kann sich daher nicht einmal theoretisch positiv auf die Arbeitsmarktlage auswirken.

Angesichts der (durch die gewalttätigen Aktionen der Komitee-Furien) eingetretenen Eskalation in der Auseinandersetzung um den Umgang der Gesellschaft mit Arbeitslosigkeit muss dringend befürchtet werden, dass künftige - auf Arbeitspflicht und Zwang fußende - Maßnahmen wie etwa Bartensteins Liebkind "Integra" zunehmend Zielscheibe arbeitsloser Aggression werden. Ist es zu befürchten...?
 
 


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