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Die GenklempnerInnen in Österreich
 

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"Gentechnik: Ja zur Offenheit - aber bitte auch von den Kritikern!" forderte erst letztes Jahr der Rektor der Universität für Bodenkultur, Leopold März, in einem Artikel. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Genindustrie, diesmal als Boku getarnt, einen Anlauf zur Freisetzung von Gemarillen im Glashaus der Universität unternommen. Die Genmarille der Boku ist ein Dauerbrenner, denn schon 1998 war über eine in Kürze zu erfolgende Freisetzung berichtet worden. Genbastler der Boku sind das Institut für angewandte Mikrobiologie und das Institut für Obstbau.

Ganz ruhig ist es um das Raiffeisen-Tochterunternehmen Agrana geworden. Die Agrana hat ohne Genehmigung, also illegal, den bisher einzigen tatsächlichen Freisetzungsversuch in Form von Genkartoffeln zur Herstellung von Klebstoffen unternommen, der jedoch nach kurzer Zeit behördlich durch Einackern beendet worden war. Seitdem ist in Österreich Sendepause.

Bei der Agrana ergibt sich auch eine direkte Verbindung zur Uni f. Bodenkultur in Person von Peter Ruckenbauer, der zugleich Leiter des Instituts für Agrarforschung in Tulln (das für die Agrana die Genkartoffeln aussetzte) und Leiter der Abteilung Pflanzenzüchtung der Boku ist.

Selbstverständlich sind ansonsten auch die Österreich-Ableger bereit, jederzeit am Markt aufzutreten, falls sich die Bedingungen ändern. In der Vergangenheit versuchten auch Novartis oder Monsanto Freisetzungen zu erreichen. Unter den Freisetzungskandidaten ist selbstverständlich auch das Forschungszentrum Seibersdorf, das nach 40 Jahren Atomforschung und verplemperten Milliarden dafür auch bei diesem Fortschritt nicht fehlen darf.

Ansonsten bleibt es in Österreich relativ ruhig. Die Aktivitäten beschränken sich auf Propaganda, etwa das angebliche "Wissenschaftsmagazin" heureka! des Falter, eine einfältige pseudokritische Propagandabroschüre, wie sie auch jede zweite Firma herausgibt. Gefördert wird dies wie in allen Ländern durch die öffentliche Hand, also das Wissenschaftsministerium.

Im März nahm auch eine "populärwissenschaftliche Wanderausstellung" in St. Pölten ihren Betrieb auf, in der selbstverständlich "sachlich über pro und kontra dieser umstrittenen Technologie informiert" werden sollte. Die Ausstellung war gratis, weil "von engagierten Wissenschaftlern konzipiert".

Allerdings war danach nichts mehr davon zu hören, vielleicht ist sie gleich in Restmüllverwertung gewandert, wo sie von engagierten Bakterien hoffentlich rückstandsfrei zu Kompost abgebaut wird.


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