Stimmen der Anderen
Polizeifunk bei der Donnerstagsdemo vom 8. März 2001

Der folgende Text wurde uns zugeschickt ...

die letzte donnerstagsdemo war von seiten der polizei betont auf deeskalation angelegt. die ruhige stimme von "anton 98" lenkte das geschehen. die gleichzeitig bei der uni endende demo wurde von "anton 96" ebenso ruhig überwacht. zum einsatz kamen fast nur normale polizeieinheiten, hauptsächlich "reserve" und einige wenige gruppen "marokko" aus der marokkanerkaserne.
bis zum stephansplatz hatte die polizei einen "verantwortlichen" aus der demo, der mit der polizei absprachen traf. anton 98 fragte regelmäßig, was abgemacht worden war. dann bog die demo entgegen den absprachen irgendwo ab und damit wars das gewesen. anton 98 schickte weiträumig einheiten herum, die auch noch sehr weit von der demo gelegene mögliche demoziele absicherten. viele dieser orte wurden durch die demo nicht einmal gestreift. wega-einheiten hatten diesmal nichts zu melden. sie wurden von anton 98 an punkte beordert, wo sie auf keinen fall mit der demo in berührung kommen konnten. außerdem waren keine hohen wega-kommandanten im einsatz. die wega wurde von "wega 91" geleitet. nur am stubenring beim ministerium wurde die wega hinbestellt, aber erst nachdem sich anton 98 versichert hatte, dass dort schon eine einheit reserve stand.
originalton: wega 91 an anton 98: "bin jetzt 300 meter hinter der demo". anton 98 an wega 91: "das ist ok".
schlussfolgerung: die wega dürfte den bogen doch etwas überspannt haben. bei der opernballdemo rief wega 98 ungeniert alle anderen kommandanten (wega 91 bis 97) über funk zu sich um vor ort, mündlich ohne funk und ohne störende einflüsse absprachen über das weitere vorgehen zu treffen.

Kurze Anmerkung des TATblatts: Erfahrungsgemäß geben Polizeifunkprotokolle ein gewisses Stimmungsbild ab, sollten aber auch nicht überbewertet werden ("betont auf Deeskalation angelegt"), da heikle Angelegenheiten zumeist über Mobiltelefon besprochen werden.

©TATblatt, 2001
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