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Todesfall in belgischem Schubgefängnis

Ein 32-jähriger Mann kam am 23. März in einem "Empfangszentrum für AsylwerberInnen" in Steenokkerzeel, Belgien zu Tode. Er hatte anderen HeimbewohnerInnen zufolge trotz wiederholter Bitte keine ärztliche Hilfe erhalten. Gestorben ist er wahrscheinlich an einer Überdosis Methadon (oder anderer Beruhigungsmittel).

Die Leiterin des Zentrums rechtfertigt sich, es sei keine ärztliche Hilfe zur Verfügung gestanden, bestätigt jedoch, dass Bekim Tatchi tatsächlich nach einer solchen verlangt hätte. Der Innenminister ordnete inzwischen an, dass keineR der als ZeugInnen geltenden Flüchtlinge vor dem Ende der gerichtlichen Untersuchungen abgeschoben werden dürfe. In der Vergangenheit waren bei ähnlichen Fällen (z.B. dem Ableben eines Jungen Mannes aus Albanien) ZeugInnen abgeschoben oder in andere geschlossene Zentren verlegt worden.

Eine Überdosis Methadon (oder eines anderen Beruhigungsmittels) könnte nur auf einen medizinischen Fehler im Empfangszentrum zurückgeführt werden. Nur wenige vom Innenministerium akreditierte MedizinerInnen dürfen in diesen Zentren praktizieren. Die Gefangenen haben nicht das Recht, ihre medizinische Versorgung selbst zu wählen.

Als Protest gegen die Unterbringung von AsylwerberInnen gab es nach dem Tod von Bekim Tatchi u.a. eine Kundgebung.

Mehr Informationen:
>>>www.colectifs.net/ccle
>>>www.no-racism.net

aus TATblatt Nr. +186 vom 2. Mai 2002

 
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