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    global x.
Kritik, Stand und Perspektiven der Antiglobalisierungsbewegung.

Mit dem 2003 erschienen global x ist es dem Autor Torsten Bewernitz gelungen ein Überblickswerk zur so genannten "Antiglobalisierungsbewegung" zu schaffen, das in die für Außenstehende womöglich verwirrende Vielfalt an Gruppen und ihrer theoretischen wie praktischen Ansätzen einer alles andere als homogenen "Bewegung der Bewegungen" Licht bringen mag.

global x ist in drei thematische Blöcke gegliedert und enthält einen Anhang mit Zeittafeln zu im Buch angeschnittenen Ereignissen, sowie Kontaktadressen für interessierte "EinsteigerInnen".

Der erste Abschnitt gliedert sich einerseits in eine Diskussion der zentralen Begriffe "Globalisierung" und "Neoliberalismus" und andererseits in die Präsentation bzw. Erklärung der wichtigsten "neoliberalen" Institutionen. Vor allem die Annäherung an zentrale Begriffe bleibt jedoch teilweise in einer Widersprüchlichkeit hängen, was auf die verknappte Darstellung aktueller Diskussionen in dem Bereich zurückzuführen ist. Vor allem zu bemängeln ist, dass vernachlässigt wurde die Ambivalenz der kapitalistischen Entwicklung speziell der letzten Jahre aufzuzeigen. Dies ist wohl auf ein Ausblenden der Integration von sozialem Widerstand in das Herrschaftssystem zurückzuführen, was sich im Buch dann oft durch einen eher unnötig empörten Unterton, im Zusammenhang mit aktuellen Tendenzen - z.B. wie der Mainstreamisierung von Minderheiten im Musikbereich - bemerkbar macht.

Daran anknüpfend ist es natürlich eher ein strukturelles Problem linker Analysen, wenn trotz oftmals gegenteiliger Behauptung der Staat auch im Neoliberalismus nicht geschwächt wird, sondern sich bloß seine Aufgaben verschieben. Wenig hilfreich ist es an diesem Punkt auf die vermeintliche Inkonsistenz liberaler IdeologInnen hinzuweisen, anstatt die eigene Kritik an kapitalistischen Zuständen zu überdenken.

Der zweite Abschnitt beschäftigt sich mit den "Gründungsmythen der Antiglobalisierungsbewegung" beginnend mit dem Kampf gegen das MAI, über die EZNL, bis zu Seattle. Auch hier könnte dem Autor vorgeworfen werden, dass er eher an der Mythen-Bildung beteiligt ist, als wirklich Anknüpfungspunkte für weitergehende Betrachtungen und Widersprüchen zu den hier behandelten Protesten und Widerstandsformen zu liefern.

Dies wird dann auf den dritten Teil "Stand und Perspektiven" verlegt, fällt aber auch hier sehr bemüht aus. So ist die Unterscheidung zwischen dem Begriff "Antiglobalisierungsbewegung" und "Globalisierungskritiker" alleine auf Grund der vermeintlichen "Gewaltbereitschaft" und "Militanz" der einen, des "Reformismus" der anderen schon eher fraglich.

Durch die tendenziell flache und wenig tiefgreifende Rezeption von Diskussionen aus der Bewegung, wird dem Buch jegliche Spannung genommen. Ambivalenzen und Differenzen, die es gerade hier unter den ProtagonistInnen gibt, werden nicht dargestellt. So bleibt das Buch in einem bemühten Versuch verhaftet für Außenstehende aus einem distanzierten Blickwinkel oberflächliche Eindrücke zu geben. Alleine von dieser Erwartungshaltung ausgehend, ist das Buch doch andererseits aber auch irgendwie  gelungen.



Das Buch gibt es übrigens beispielsweise bei http://www.anarchismus.at zu kaufen.

Torsten Bewernitz
global x - Kritik, Stand und Perspektiven der Antiglobalisierungsbewegung
Ausstattung: br., 208 Seiten
Preis: 14.00 Euro / 24.80 sfr


     

aus TATblatt Nr. +208, März 2004.

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