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Kurzmeldungen.


Kurzmeldungen Antifa:

Neues vom BFJ.

Der oberösterreichische Bund freier Jugend (TATblatt +196) veranstaltete am 20. März in Wels zum wiederholten male den „Tag der volkstreuen Jugend“, ein Treffen österreichischer und deutscher Rechtsextremisten und Neonazis. Dieses Jahr fanden sich etwa 100 der „Volkstreuen“ ein, unter den Teilnehmenden und ReferentInnen auch etliche Deutsche.
Programmpunkte waren etwa eine Kranzniederlegung am Dichterstein in Offenhausen, Vorträge (etwa über „die Gefahren der totalen Globalisierung“) und Schulungen sowie ein geselliger Teil mit „Gemeinschaftsgesang und kameradschaftlichem Beisammensein“.
Eine Woche vor der Veranstaltung verteilten etwa 15 Aktivisten des BFJ am Hauptplatz von Steyr unter dem Motto „Gesicht zeigen“ Flugblätter und die aktuelle Ausgabe deren Zeitung „Jugendecho“.

FPÖ.

(Zu Heinz-Christian Strache siehe auch TATblatt +207) Nachdem der bisherige Wiener FPÖ Vize H.C. Strache zum Obmann gewählt wurde kann sich das rechte Potential in der Wiener FPÖ offenbar erst so recht entfalten. Johann „John“ Gudenus, Bundesobmann des Ringa Freiheitlicher Jugend (RFJ) forderte anlässlich der Veröffentlichung der Einbürgerungszahlen für Österreich, Ende März, in einer Presseaussendung in bester Nazi Diktion und unter Verweis auf das Grundsatzprogramm des RFJ, dass die einsetzende „Umvolkung“ verhindert werden müsse. Als Reaktion darauf blieben die Obmänner der Landesgruppen des RFJ aus dem Burgenland, Oberösterreich, Tirol und Vorarlberg nicht am Anfang April stattgefundenen Bundesjugendtag teil. Außerdem distanzierten sie sich präventiv von den Entscheidungen, die auf diesem getroffen würden und kündigten eine verstärkte Zusammenarbeit der Landesgruppen an, die in einer zu gründenden Landesobmänner-Konferenz stattfinden soll.

Mit 66 Jahren.

Im oberösterreichischen Markt Haslach wurde fast auf den Tag genau 66 Jahre nach der Verleihung der Ehrenbürgerschaft an Adolf  Hitler eben diese annulliert. Am 24. März 1938 hatte der Gemeindetag Hitler zum Ehrenbürger ernannt -eine Auszeichnung, die er nie persönlich entgegengenommen hat.
Erst Ende der 80er Jahre wurde der erste Versuch unternommen diese Ehrenbürgerschaft zu annullieren, er scheiterte am damaligen BürgerInnenmeister, der von der ÖVP gestellt wurde..

Schlagkräftiger Unirat.

Siehe TATblatt +200. Am 8. Mai 2003, den Jahrestag des Sieges der alliierten Truppen über Nazi-Deutschland, kam es am Rande einer Kund des RFJ zu Handgreiflichkeiten zwischen TeilnehmerInnen dieser Kundgebung und GegendemonstratInnen. Der Unirat Peter Weiß wurde aufgrund ebendieser wegen Körperverletzung angezeigt. Weiß und sein Opfer einigten sich nun im außergerichtlichen Tatausgleich.
Die Unterrichtsministerin Gehrer, die Peter Weiß auf Vorschlag des damaligen FPÖ-Wissenschaftssprechers und Olympia-Burschenschafters Martin Graf ernannt hat, hat bis heute noch keine Stellungnahme zu den Vorfall abgegeben.

Verurteilt.

Mitte März wurde ein 23jähriger Neonazi aus Ried i. Innkreis wegen gefährlicher Drohung und Verstoßes gegen das NS-Verbotsgesetz zu 18 Monaten bedingter Haft verurteilt worden. Er hatte im Mai 2002 den Leiter des Dokumentationsarchives Österreichischen Widerstandes eine Droh-Email und verbreitete auf seiner Homepage neonazistische Lieder.

Death In June Konzert in Wien geplant.

Die rechtsextreme Band "Death in June" soll am 12. Juni wieder einmal in Wien auftreten. Die 1980, von Douglas Pearce, gegründete Gruppe hat in Teilen der Dark Wave Szene Kult Status. "Death in June" bezieht sich mit ihrem Namen auf den Todesmonat des SA-Führers Ernst Röhm, pflegt gelegentlich in SS-Uniformen aufzutreten und spart auch sonst nicht mit Nazi-Verherrlichungen.
Das letzte Konzert der Band in Wien konnte trotz Protesten schlussendlich im Szene-Lokal Monastery stattfinden, dass sich voll und ganz hinter den Auftritt der Band stellte. Die Band würde Provokation lediglich als künstlerisches Stilmittel benützen, so die VeranstalterInnen damals (TATblatt 186). Dafür wendeten zumindest wichtige SponsorInnen dem Lokal ihren Rücken zu.
Wo das Konzert heuer stattfinden wird, ist bisher übrigens noch nicht ganz klar.

Verhinderte SS-Nostalgie.

Dem entschiedenen Auftreten des Bürgermeisters der Gemeinde Ernstbrunn in Niederösterreich, Johann Prügl, ist es zu verdanken, daß der dortige Kameradschaftsbund (ÖKB) ein Video "für alle Interessierten" mit dem Titel "12. SS Panzer-Division `Hitlerjugend'" aus Anlaß der Generalversammlung der Ortsgruppe nicht abspielen konnte. Der Programmpunkt war eine Initiative des danach zurückgetretenen Obmanns des ÖKB Ernstbrunn, Alfred Holcik. Holcik hielt bis zuletzt daran fest.
Für die Generalversammlung war der Bürgermeister auf der Rednerliste aufgeführt, ohne vorher gefragt worden zu sein. Trotzdem ergriff er die Gelegenheit und untersagte die Aufführung des Videos und drohte in weiterer Folge mit einer Anzeige, bevor er die Veranstaltung verließ.
Danach trat der gesamte Vorstand zurück. Der Gründer des ÖKB in Ernstbrunn, ein 87-jähriger unverbesserlicher "Alt-Kamerad", versuchte Holcik zum Bleiben zu überreden und "sieht sein Lebenswerk gefährdet".
Der ÖKB-Ernstbrunn hat 95 (solcher) Mitglieder. Die Kameraden treffen sich im Wirtshaus Schirmböck. Nur zur Information, wo mensch sicher nicht hingehen sollte.

Nazipropaganda in Pyhra.

In Pyhra in Niederösterreich häufen sich derzeit Sprüche wie Sieg Heil, White Power, Hakenkreuze und SS-Symbole auf den Hausmauern. In der Vergangenheit kam es bereits mehrmals zu ähnlichen Vorkommnissen. Die Gendarmerie geht von jugendlichen Tätern aus. Die Parolen auf Hausmauern gibt es laut Bezirksgendarmeriekommando nur in diesem Ort, nicht jedoch in anderen Gemeinden des Bezirks.
Die Gendarmerie berichtet auch davon, daß einzelne Personen aus dem Bezirk mehrmals an Treffen von Rechtradikalen teilgenommen haben.

Volk gegen AsylwerberInnen.

In Bad Sauerbrunn im Burgenland hat der Gemeinderat einstimmig gegen ein von der Caritas und vom Land geplantes AsylwerberInnenheim im ehemaligen Hotel "Sauerbrunnerhof" gestimmt. Während der Sitzung des Gemeinderates waren 40 BewohnerInnen des Orts anwesend, die nach der Abstimmung frenetisch applaudierten. Außerdem wurden in dem Kaff 925 Unterschriften gegen das Heim gesammelt. Auch dort fährt mensch besser nicht hin.


Kurzmeldungen Exekutive und Justiz:

US-Haft im Irak.

Ein Kameramann des Fernsehsenders Al Jazeera wurde letzten November nach einem Angriff auf einen Truppenkonvoi der US-Besatzungsarmee im Irak festgenommen. Er machte Filmaufnahmen nach dem Anschlag. Obwohl die Filmaufnahmen unzweideutig bewiesen, daß der Journalist erst eine halbe Stunde nach dem Angriff mit den Aufnahmen begonnen hatte, wurde ihm vorgeworfen, daß er schon im vorhinein davon unterrichtet gewesen sei.
Das folgende liest sich wie Vorkommnisse unter lateinamerikanischen Militärdiktaturen. Zunächst wurde der Journalist zur US-Militärbasis am Flughafen von Bagdad gebracht und zwei Tage in einem Badezimmer eingesperrt. Dann bekam er eine Haube übergestülpt und wurde gefesselt nach Tikrit weitertransportiert und schließlich in das von Saddam Hussein errichtete Großgefängnis Abu Ghraib gebracht, wo derzeit 13.000 Personen festgehalten werden. Die erste Nacht mußte er 11 Stunden stehend und nackt bei Wintertemperaturen in Freien verbringen. Am nächsten Tag wurde ihm die Gefängniskleidung ausgehändigt, ein roter Overall, der dreckig und vollgekotzt war. Dann wurde er in Einzelhaft in eine winzige Zelle gesteckt.
Während seiner Haft engagierte Al Jazeera einen Anwalt. Nach der Gerichtsverhandlung wurde er wegen Mangels an Beweisen freigelassen, sodann mit einem Auto aus Bagdad gefahren und an der Straße ausgesetzt.

Käppchen falsch aufgesetzt: Verhaftung.

Ein Schüler in Arizona, USA, hatte eine Sportkappe auf, wobei der Kappenschirm zur Seitle gedreht war. Der Autor dieser Zeilen ist zwar der Meinung, daß Jugendliche mit seitlich gedrehten Kappen wie IdiotInnen aussehen, aber das steht hier nicht zur Debatte.
In seiner Schule gibt es allerdings eine Regelung, die besagt, daß seitlich gedrehte Kappen "ein Zeichen von mangelndem Respekt sein können". Daher ist es verboten. Während des Mittagessens redeten ihn zwei Sicherheitsleute der Schule auf die verdrehte Kappe an. Der Schüler weigerte sich, den Kappenschirm nach vorne zu drehen.
Wenig später erschien die Polizei in der Schule und nahm ihn fest. Er wurde mehrere Stunden festgehalten. Danach wurde er ohne Anklage freigelassen. Der Schüler ist ein Schwarzer, und im Polizeibericht steht, daß er während seiner Einvernahme mehrmals darauf hinwies, daß auch weiße SchülerInnen die Kappen seitlich verdreht tragen, aber nicht festgenommen werden. Es wird von der Schulleitung auch nicht beanstandet.
Die MitschülerInnen begannen kurz nach der Festnahme mit Protesten, worauf hin einer von ihnen für 10 Tage von der Schule verwiesen wurde.

Rechnung für Kostgeld an unschuldige Häftlinge.

David Blunkett, Minister für Inneres (Home Office) von Großbritannien, prozessiert vor dem obersten Gericht um die Möglichkeit, unschuldig Inhaftierten nach ihrer Entlassung die Verpflegungskosten in Rechnung stellen zu können. Häftlinge soll für jedes Haftjahr 3.000 Pfund, also etwa 4.800 Euro bezahlen. Das Home Office sieht diese Forderung als "wohl begründet", denn Häftlinge hätten ja auch in Freiheit Geld für Unterkunft und Verpflegung ausgegeben. Die offizielle Bezeichnung für die Forderung heißt "saved living expenses" (ersparte Lebenserhaltungskosten).
Der ehemalige Häftling Paddy Hill hat eine Rechnung über 50.000 Pfund (80.000 Euro) erhalten. Er ist durch einen Justizirrtum 16 Jahre wegen angeblichen Mordes unschuldig in Haft gesessen. Vincent Hickey, 17 Jahre Haft, ebenfalls ein vermeintlicher Mörder, soll 60.000 Pfund bezahlen. Dazu kommentierte Hickey abgeklärt: "Wenn ich das gewußt hätte, dann wäre ich länger im Hungerstreik geblieben. Auf die Art hätte ich jetzt eine niedrigere Rechnung".

Straffrei wegen Verjährung.

Zwei Polizisten in Villach, die 1996 einen Häftling zusammengeschlagen und lebensgefährlich verletzt haben sollen, bleiben straffrei. Das hat die Staatsanwaltschaft entschieden.
Der von ihnen Mißhandelte wurde am 29. Dezember 1996 mit lebensgefährlichen Verletzungen in der so genannten Tobzelle gefunden. Er hatte ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten und überlebte nur dank einer Operation. Auf Grund der Ermittlungsergebnisse der Sicherheitsdirektion wurde 1997 das Verfahren gegen die verdächtigten Polizisten eingestellt.
Das Opfer ist seitdem wegen eines organischen Psychosyndroms als Dauerfolge Invalide. Er klagte die Republik auf Schmerzensgeld und Schadenersatz. Obwohl die Finanzprokuratur als Vertreterin der Republik ein schuldhaftes Verhalten der beiden Polizisten bestritt, wurde der Klage stattgegeben.
In erster Instanz des Zivilprozesses hatte die Richterin in Klagenfurt sich in der Urteilsbegründung auf die Aussagen mehrerer ZeugInnen sowie der medizinischen Sachverständigen gestützt. Die Aussagen der beiden Polizisten, sie hätten damit nichts zu tun, waren für sie "reine Schutzbehauptungen".
In der Berufungsverhandlung vor dem Oberlandesgericht Graz wurde im vergangenen Jahr ein Vergleich erzielt. Die Republik überwies 20.000 €. Dies nahm die Staatsanwaltschaft zum Anlass, eine Wiederaufnahme des Verfahrens zu prüfen. Grund für die erneute Prüfung war ein neuer Zeuge, der angab, die Vorfälle von damals im Polizeigefangenenhaus mitbekommen zu haben und von "60 bis 70 dumpfen Schlägen" berichtete. Doch die Vorfälle sind inzwischen verjährt, weil nach Meinung der Staatsanwaltschaft die schweren Verletzungen zu keinen Dauerfolgen geführt haben.
Die Fristen für ein Disziplinarverfahren sind mittlerweile abgelaufen. Spätestens nach drei Jahren, also bis zum Jahr 1999, hätte ein Disziplinarverfahren eingeleitet werden müssen.
Das Schmerzensgeld gilt laut der Villacher Polizeichefin Esther Krug für die Villacher Polizei nicht als Schuldeingeständnis. Es habe sich nur um ein zivil- und nicht um ein Strafverfahren gehandelt.
Einer der beiden Täter wurde im Februar 2004 zu einer bedingten Haftstrafe verurteilt, weil er seinen Kollegen Medikamente in den Kaffee geschüttet hatte.


Kurzmeldungen Ökologie:

Coca Cola gescheitert.

Eine der übelsten Maschen der Geschichte, KonsumentInnen mit einem Produkt zu betrügen, ist in Großbritannien gescheitert. Coca Cola nahm eine halbe Million Flaschen Mineralwasser der Marke Dasani aus dem Handel. Vorläufig wird Dasani in Großbritannien nicht mehr verkauft, für Frankreich und Deutschland behält sich Coca Cola allerdings eine Markteinführung noch vor.
Beworben wird Dasani als "Mineralwasser", hauptsächlich in den USA. In Großbritannien ist nun aber bekannt geworden, daß es sich nicht um Wasser aus einer Mineralquelle, sondern um Leitungswasser handelt, das in London gefiltert und mit Mineralien und Kohlensäure angereichert wird. Der Wasserversorger Thames Water in London liefert das Wasser um 6 Pence, die Flasche Dasani kostet 1,80 Pfund. Coca Cola gab in der Folge zu, daß Dasani gesundheitsgefährdend ist, weil durch die Anreicherung Bromverbindungen enthalten sind.

Hundertwassers Stinkhäusl.

Im kleinen Ort Kawakaka in Neuseeland lebte zeitweise der Maler Hundertwasser. Er hinterließ eine künstlerisch gestaltete Toilette, die sich regen Besuchs erfreut und entsprechend benützt wird. Doch nun stinkt es den OrtsbewohnerInnen längst zu sehr, nicht nur im Häusl, sondern im ganzen Ort. Der Bürgermeister meint, daß Hundertwasser zwar ein Künstler gewesen sein mag, aber von der Funktionsweise einer Toilette keine Ahnung gehabt hat. Dementsprechend bilden sich am Boden große Lacken aus Desinfektionsmitteln, Wasser und Urin.
Die Gemeinde will nun ein normales Klo errichten und das bunte Stinkhäusl sperren. Daraufhin schrieb die Hundertwasser-Stiftung aus Österreich einen offenen Brief, daß eine Sperre des Klos wegen des Geruchs "ein Betrug an Hundertwasser und seinem Erbe für Kawakawa" sei.

EU-Finanzierung für AKW in Rumänien.

Nach der Ukraine hat die EU aus dem Euratom Programm wieder ein AKW finanziert. Am 30. März beschloß die Kommission einen Kredit über 223,5 Mio. Euro zur Finanzierung des AKWs Cernovoda. Der Reaktor wurde bereits von Kanada geliefert, jetzt kommt zusätzliches Equipment eines kanadisch-europäischen Lieferkonsortiums. Außerdem beteiligen sich an der Finanzierung die Exportkreditagenturen von Italien, Kanada, Frankreich und den USA. Ebenfalls beteiligt ist die Europäische Investitionsbank (EIB).

Europas letztes Naturvolk.

Die gängige Sage ist noch immer in Umlauf, daß es in Europa noch UreinwohnerInnen gibt, die einigermaßen im Einklang mit der Natur leben: die Sami in Skandinavien. Zwar hat das Image schon etwas gelitten, weil die Rentiersami ihre Herden mit Motorschlitten treiben, die Rentiere in Fabriken zu Schinken in Plastikfolie verarbeiten und mit geräumigen Volvos durch die Gegend fahren. Doch nun ist der definitive Anschluß an die Zivilisation gelungen. In der norwegischen Arktis in Kautokeino bauen Rentiersami derzeit ein Drive-in Kino für Motorschlitten, wo im Laufe eines Sami-Festivals Filme gezeigt werden. Die, die nicht mit dem Motorschlitten kommen, können sich auf nachgebildete Motorschlitten aus Eis setzen. Damit der Hintern nicht abfriert, liegen Rentierfelle über den Eisblöcken. Zum Essen gibt es traditionelle Speisen, hauptsächlich Rentierfleisch. Außerdem werden Rennen mit Rentierschlitten veranstaltet. In Wirklichkeit betreiben aber nur ca. 10% der Sami Rentierzucht, und diese ist eine relativ neue Angelegenheit. Traditionell waren Jagd und Fischfang wichtiger, doch die Gewässer sind auch im hohen Norden schon lange von kommerziellen Fangflotten ausgeräumt worden und Wildtiere haben keinen Platz.

Brasilien: Wendehals Lula.

Umweltinitiativen in Brasilien äußern öffentlich ihre Enttäuschung über den Präsidenten Brasiliens, Lula. Dieser habe vor den Wahlen einiges versprochen und das Programm seiner Partei PT sei auch einmal ein anderes gewesen.
Das gibt es einen "Entwicklungsplan" für den Amazonas. Dieser besteht aus drei Großstaudämmen und Hunderten von Kilometern an Gasleitungen, wodurch insgesamt etwa 200.000 Menschen aus ihren Dörfern vertrieben würden. Wieder einmal würden riesige Regenwaldgebiete vernichtet.
Dann ist eine Ausweitung der Uranverarbeitung für zusätzliche Atomenergiekapazitäten geplant. Und zu guter letzt soll das bestehende Gentechnikverbot in der Landwirtschaft aufgehoben werden. Die Aufhebung des Verbots von Gentech-Soja wurde schon im Oktober von der Regierung beschlossen. Brasilien ist der zweitgrößte Sojaproduzent der Welt.
Aus anderen Berichten ist zu entnehmen, daß die PT vor Ort Proteste von Landloseninitiativen entweder organisatorisch zu vereinnahmen versucht, oder aber gewaltsam dagegen vorgeht oder solche Proteste diffamiert.

Behinderte Menschen blockieren Umfahrungsstraße.

BewohnerInnen, Kinder und BetreuerInnen eines Behindertenheims der Camphill Community in Aberdeen, Schottland, haben Ende März gemeinsam die Zufahrt zu einer geplanten Baustelle für eine Umfahrungsstraße blockiert. Dadurch wurden Vermessungsarbeiten erfolgreich verhindert. Die Protestierenden versperrten den Eingang zusätzlich mit einem Traktor.
Die Straße würde über das Gelände der Camphill Community, die seit 60 Jahren besteht, verlaufen. Der Stadtrat von Aberdeen plant, die Community zu verklagen.

Das ist ein schönes Beispiel dafür, was möglich ist. Während in Österreich Autobahnen quer durch Orte betoniert werden und die Leute sich gegenseitig anjammern, was alles nicht möglich ist, ansonsten aber keinen Finger rühren, geht es woanders eben anders.


Kurzmeldungen Sexismus:

Schmutziges Tanzen.

Eine High School in Bend, Oregon (USA) hat ihren SchülerInnen verboten auf "schmutzige Art" zu tanzen und kürzlich eine Schulparty beendet, weil sich die Hüften der Tanzenden berührten. Die Lehrerin, die auch für Schulaktivitäten zuständig ist, umschrieb das Problem so: "Mal ganz ehrlich, das ist wie Sex miteinander haben während man Kleider anhat".
Die Schülerinnen sind ziemlich sauer und protestieren. Aber die Schuldirektion beruft sich darauf, daß sie die Proteste von Eltern und der Gemeinde satt habe und den Teens ein klares Signal geben wollte. Die Schule hat verlautbart, daß "freak dancing" und "Reiben" nicht mehr toleriert wird. "Freak dancing" wurde von der Schuldirektion eigens als Begriff neu erfunden, um Tanzen zu beschreiben, das seiner Natur nach sexuell ist.

Hooters.

Von der schmierigen Sorte ist die Gastronomie-Franchisekette Hooters mit Sitz in Atlanta, Georgia, von denen es auch einige Filialen in Österreich gibt, schon im Normalbetrieb. Dort bedienen ausschließlich sehr junge Frauen in vorgegebener Kleidung, die direkt aus dem Pin Up Katalog stammt. Entsprechend eindeutig ist auch die Bewerbung der Lokale mit "Hooters Girls" als Objekt des Begeilens.
In West Covina, Kalifornien, fügte der dortige Lokalbesitzer dem Image noch eine krönende Draufgabe hinzu. Annähernd 200 Frauen, die sich dort um Jobs beworben hatten und dafür die Kleidung anziehen mußten, wurden heimlich mit Video gefilmt. Alle Frauen waren gemäß dem "Anforderungsprofil" zwischen 17 und 25 Jahre alt. Bei einer Razzia der Polizei wurden auf einem Computer des Managers Juan Aponte 180 digitale Videos gefunden.
In Österreich gab es zeitweise Proteste der Gewerkschaft gegen die Arbeitsbedingungen bei Hooters, nicht nur wegen der "Arbeitskleidung".

Heiratsverbot.

Weil in den USA die Ultrakonservativen einen Krieg gegen die Ehemöglichkeit von Homosexuellen in San Francisco führen, ist große rechtliche Unsicherheit ausgebrochen. Ein Verwaltungsbezirk im Bundesstaat Oregon hat nun das Problem auf seine Weise gelöst, bis es eine oberstgerichtliche Entscheidung gibt, unter welchen Bedingungen geheiratet werden darf. Dort darf nämlich bis auf weiteres überhaupt nicht geheiratet werden.
Die Behördenvertreterin Linda Modrell wird dafür von allen Seiten außer der christlichen Rechten gelobt, weil sie sich auf den Gleichheitsgrundsatz beruft. Der Bezirk müsse alle BürgerInnen gleich behandeln, mangels Rechtssicherheit sei er aber dazu nicht in der Lage.
Der Sprecher der "Defence of Marriage Coalition" ist schlicht perplex und versteht die Welt nicht mehr.


Kurzmeldungen Tiere:

Offensive gegen die Pelzindustrie.

Die Offensive gegen die Pelzindustrie, eine in Deutschland und Österreich aktive Plattform mit dem Ziel den Handel von sogenannten Pelzen zu stoppen, hat eine vorläufige Bilanz der seit November 2002 laufenden Kampagne gegen gegen Peek&Cloppenburg gezogen.
Seit Beginn der Kampagne gab es bis Anfang April 591 gezählte Aktionen gegen den Konzern. Die Aktionsformen reichten dabei von Infotischen, Demos, Go-Ins über Homedemos und Aktionen zivilen Ungehorsams bis zu verklebten Schlössern, eingefärbten Fasaden, zerschnittenen Jacken und Mänteln in den Filialen bis zu Buttersäureanschlägen.
Nachdem sich die Geschäftsführung von P&C Argumenten und Gesprächsangeboten nicht zugänglich erwies, wird nun der Druck auf die Verantwortlichen bei P&C und die einzelnen Filialen sukzessive erhöht, um einen Stopp des Pelzverkaufs bei P&C zu erwirken.
In Österreich gab es im letzten Monat in Linz, wo eine die dritte P&C Filiale eröffnete, zwei Demos und ein Go-In, in Wien gab es bei den beiden GeschäftsführerInnen Home-Demos.
http://www.offensive-gegen-die-pelzindustrie.de

Neues von Shac.

In den USA/Cincinnatti wurde die SHAC-Aktivistin Tamara Matheson Ende März wegen Störung der Party eines Pharma-Konzerns zu 60 Tagen Haft verurteilt, die sie bereits angetreten hat. Verschärfend auf das Urteil hat sich die Tatsache ausgewirkt, dass sie sich weigerte die Namen der beiden anderen AktivistInnen, die mit ihr die Aktion durchführten, preis zu geben.
Für einen Überblick über die im letzten Monat statt gefundenen Aktionen gegen Huntingdon und seine UnterstützerInnen wie immer: shac.net

ALF Italia.

Besonders aktiv ist die ALF in letzter Zeit in Italien. Unter anderem wurde am 24. März bei Brandanschlägen auf mehrere sogenannte Milchfarmen, Maschinen und Gebäude im Wert von ca. einer Million Euro zerstört.
Am 1. April wurden in Firenze hunderte sogenannte Versuchstiere aus einem Universitätslabor befreit. Die Universität selber gab die Befreiung erst nach einer Presseerklärung der ALF zu.


Kurzmeldungen diverse:

Waldviertels 1. antialkoholischer Bürgermeister.

Der Bürgermeister von Irnfritz im Waldviertel, Hermann Gruber, verliert für einige Zeit den Führerschein. Am 1. März geriet Gruber auf Glatteis von der Fahrbahn ab und beschädigte mit seinem Auto Privateigentum. Das nicht mehr fahrbereite Fahrzeug ließ er stehen und machte sich zu Fuß auf den Heimweg. Die Gendarmerie griff Gruber kurz danach auf. Rechtlich ist das Fahrerflucht. Dann verweigerte Gruber den Alkotest. Womit er laut Gesetz wie ein mit mehr als 1,6 Promille erwischter Autofahrer behandelt wird.
"Ich trinke nie Alkohol!", verlautbarte Gruber, "Seit 1982 trinke ich nichts mehr, das können alle, die mit mir zu tun haben, bezeugen". Allerdings hat er an diesem Abend zwei Cognacs getrunken, um seine Magenbeschwerden zu bekämpfen. "Ich weiß nicht, wie sich das mit dem Medikament verträgt, das ich ebenfalls zu mir nehme."

WEF in Polen.

In Warschau, der idyllischen Hauptstadt Polens, findet vom 28. bis zum 30. April 2004 das Europäische Wirtschaftsforum statt.
Das Europäische Wirtschaftsforum (EEF) ist ein regionales Treffen des World Economic Forum (WEF) bei dem die lokalen Eliten aus Politik, Medien, Kunst etc. mit denen aus der Wirtschaft zusammengeführt werden. Nachdem das EEF nach Protesten dem langjährigen Austragungsort Salzburg den Rücken kehrte und auch im irischen Dublin nicht Fuß fassen konnte, versuchen sich polnische PolitikerInnen durch die Einladung an das EEF zu profilieren.
Nachdem sich ein breiter Protest gegen den Wirtschaftsgipfel abzeichnete und wegen der „Terrorbedrohung“ durch „islamistische Fundamentalisten“, vor denen sich Polen wegen seines Engagement im Irak vor allem nach den Terroranschlägen von Madrid fürchtet, wurde bereits der Tagungsort in Warschau geändert.
Im Zeitraum des Gipfels selber und danach finden verschiedenste Protestveranstaltungen statt. Bereits ab den 24. April wird es im  Infoladen in der Lotewska St.11 einen Infopoint als Anlaufstelle für unternehmungslustige TouristInnen geben. Ab 27. startet ein Theaterfestival, vom 28.-30. findet ein Alternativgipfel statt, am 29. eine Großdemonstration, Treffpunkt 11.30 Uhr Rondo Babka. Am 1. Mai, dem Beitrittsdatum Polens zur EU sind kleinere Proteste geplant.
Getragen werden die Proteste von verschiedensten Gruppen und Individuen - vor allem anarchistischen, aber auch grünen, sozialistischen etc.
Für Probleme bei der Anreise bzw. rechtliche und sonstige dringende Anfragen wurde ein Telefon eingerichtet (+48 697 77 98 43).
Infos gibt es unter wa29.org sowie auf de.indymedia.org.
 
Frankreich: Bin Laden fast überfahren.

Mitte März spielten sich in Montpellier in Frankreich wüste Szenen ab, als ein Autofahrer versuchte einen Fußgänger zu überfahren, den er für Osama bin Laden gehalten hatte. Der 35-jährige Rächer des Abendlandes fuhr über eine rote Ampel, um Osama niederzustrecken, und verfolgte ihn durch eine Fußgängerzone.
Der ambitionierte Osama-Killer wurde zu drei Monaten Haft auf Bewährung und 500 Euro Schadenersatz verurteilt. Das ist eigentlich recht billig für einen Mordversuch.
Vor Gericht erklärte er seine Tat mit den jüngsten internationalen Ereignissen. Dem Urteil zufolge muß sich der verhinderte Terroristenjäger in eine Therapie begeben.

"Grüner Erfolg für mehr Sicherheit in Niederösterreich".

(OTS) - "Erfreut und zufrieden" zeigt sich der Landesgeschäftsführer der NÖ Grünen, Thomas Huber, über das Paket für die Exekutive, das von Landeshauptmann Erwin Pröll und dem Innenminister Ernst Strasser vorgestellt wurde. Huber: "Die Grüne Offensive für mehr Sicherheit in Niederösterreich hat sich gelohnt.
Die Forderungen der Grünen wurden darin großteils umgesetzt." Die Grünen haben in den letzten Landtagssitzungen mehrmals versucht ein derartiges Paket für die NÖ Exekutive zusammenzustellen.
Ziel der Grünen war, Planpostenwahrheit, bessere Aus- und Weiterbildung und Computer für alle Wachzimmer. Die Grünen Vorschläge wurden allerdings von der Mehrheitsfraktion im Landtag immer abgelehnt. "Nun geht es darum, dass die Ankündigungen auch tatsächlich in die Realität umgesetzt werden. Wir werden sehr genau darauf achten, dass alles auf Punkt und Beistrich erfüllt wird", so Huber abschließend.
Grüner Klub im NÖ Landtag +432742/9005-16703 - landtag@gruene.at

Gottesfürchtig.

Eine theologische Debatte zwischen Mann und Frau endete in Statesboro, Georgia (USA), mit handfester Ausübung christlicher Werte. Nachdem beide zusammen den Film "Passion of the Christ" im Kino gesehen hatten, begann vor dem Kino eine Debatte, ob Gott der Vater als Teil der Heiligen Dreifaltigkeit menschlich oder symbolisch zu verstehen sei. Die Debatte intensivierte sich.
Am Ende hatten beide die Polizei verständigt, die beide festnahm. Die Frau hatte Verletzungen im Gesicht und auf den Armen. Der Mann hatte Stichwunden, verursacht durch eine Schere, in der Hand, sein Leibchen war zerfetzt. "Ich glaube, sie haben die Aussage des Films nicht verstanden", meinte der Sheriff.



     

aus TATblatt Nr. +209, April 2004.

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