TATblatt


siehe auch:
[Gegen Kommers: Wider das gegenrevolutionäre Übel]
in TATblatt +94
 

Einige Überlegungen zu den Anti-Kommers-Aktivitäten

einige Linksradikale

Als wir Anfang des Jahres hörten, daß wieder ein Kommers stattfindet, haben wir uns überlegt, wie wir diesen am besten  behindern können.

Aus diesem Grund entstand die Idee eines Spektakels vor der Hofburg.

Auch uns wäre lieber, wenn tausende AntifaschistInnen den braunen Spuck militant beenden,würden, doch die Realität sieht nun einmal anders aus.

In den letzten Jahren sah die Realität vielmehr so aus: Oft zogen wir über leere Straßen, begleitet von einem großen Polizeiaufgebot, welches die Faschisten schützte. Versammlungsorte von Nazis wurden ebenso von hundertschaften der Polizei gestürmt. Uns blieb fast immer nichts anderes übrig als frustriert unsere Parolen zu rufen. Verhindern konnten wir eine Veranstaltung der Faschisten leider niemals.

Unsere Überlegungen waren also folgendermaßen.

Die Burschenschafter werden ab ca. 18Uhr in die Hofburg gehen wollen. Da wir ab 18 Uhr mit unserem Spektakel beginnen wollen, werden wir sie durch unsere Anwesenheit und durch lauten Sound konfrontieren.Wir wollen ihnen durch unser lebhaftes Auftreten so zeigen, was wir von ihrer Bierseeligkeit halten.
 

Warum die Dreiteilung der Aktion

Wie gesagt wir hielten nicht viel von einer Demo über den leeren Ring. In Diskussionen mit anderen Gruppen wurde gemeint, daß die Burschenschafter, möglicherweise die Uni als Treffpunkt für einen gemeinsamen Spaziergang zur Hofburg nützen könnten, wenn wir nicht bei der Uni anwesend sind. Das leuchtete uns ein und so war die Demo von der Uni zum Heldenplatz geboren.
 

Das Spektakel

Wir wollen einfach etwas neues ausprobieren, da wie oben schon geschrieben uns die üblichen Anti-Fa-Aktionen eher frustrierten und wir kaum Kraft für weitere Auseinandersetzungen aus ihnen ziehen konnten. Für uns ist Musik ein wichtiger Teil unseres Lebens. Unsere Idee war folgende. Möglichst viele Gruppen, aber auch unorganisierte Menschen, sollen durch das Spektakel  die Möglichkeit nutzen, Ihrem Widerstand gegen den Kommers Ausdruck zu verleihen.

Wir wollen mit Musik, Theater und anderen phantasievollen Aktionen die Burschenschafter mit unserem Widerstand konfrontieren.

In Gesprächen mit Leuten aus der "Szene" wurden wir mit folgenden konfrontiert. Die erste Demo sei politisch, das Spektakel nicht und die Demo zu den Buden sei wieder politisch.

Dazu folgendes: Die radikale Linke muß endlich zur Kenntnis nehmen, daß Widerstand mehr ist als vermummt oder unvermummt auf Demos zu gehen, militante Parolen zu schreien, sich reden anzuhören  etc. Das soll jetzt nicht heißen, daß wir gegen Demos sind , doch wir wollen unseren Horizont in Sachen Widerstandsaktionsformen erweitern. Theater und Musik sind für uns Möglichkeiten unseren Widerstand kundzutun. Und wir meinen, daß das lächerlich machen von Burschenschaftern  politisch ist und uns Spaß macht.

Oder ist das Spektakel nur deshalb unpolitisch, weil die "falsche Musik" gespielt wird? Sind Punk, Hardcore und Hip-Hop politisch und elektronische Musik nicht?

Wir wollen am 16.Mai am Heldenplatz  nicht feiern, sondern  unserem  Unmut über den Kommers Ausdruck  verleihen. Das dies auch anders geht, als durch das bloße Schreien von Parolen, wollen wir am 16.Mai beweisen.
 

3.Teil Demo zu den Buden der Burschenschaften

Warum noch eine Demo:

Wir wollten, nicht einfach vor der Hofburg stehen, während die Burschenschafter  den Kommers in der Hofburg abfeiern. So kam die Überlegung auf, doch zu den Burschenschaften zu gehen. Das bringt uns folgende Vorteile.

Die Burschenschaftler müssen immer davon ausgehen, daß wir Ihre Buden verschönern. Daß dies nicht so leicht sein wird, dafür wird schon die Polizei sorgen, die die Burschenschaften sicher schützen wird.

Durch das zu erwartende große Polizeiaufgebot werden die Menschen in der Umgebung der Burschenschaften  auf diese wieder einmal aufmerksam gemacht. Vor den einzelnen Buden werden wir Redebeiträge über die Tätigkeit der Burschenschaften abhalten. So wie die Kampagne gegen die Burschenschaft Olympia langsam Früchte trägt, hoffen wir, daß die NachbarInnen von Burschenschaften selbst aktiv werden. Wir wollen die Burschenschaften aus ihrer Anonymität holen.

So das wär es fürs erste. Wir haben hoffentlich einigermaßen klargestellt, warum alle drei  Teile zu einem Einheitlichen ganzen gehören.

Wir hoffen viele von Euch bei den Demos und dem Spektakel zu sehen.

Unsere Lebenswut gegen ihren nationalistischen Stumpfsinn
Lieber solidarisch als solid arisch


aus: TATblatt Nr. +96 (8/98) vom 23. April 1998
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