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gegen iwf und weltbank


Kann Prag zu Seattle werden?

In den Aufrufen zu den Aktionstagen in Prag wird immer wieder der Vergleich mit Seattle strapaziert. Im folgenden soll es darum gehen, die Voraussetzungen und Vorbereitungen in Prag mit der Situation in Seattle Ende 1999 zu vergleichen.

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Vor einigen Monaten sammelten sich verschiedene AktivistInnen und Gruppen in Prag, um die Gegenaktivitäten zum Jahrestreffen des Währungsfonds und der Weltbank zu koordinieren. Die verschiedenen Strömungen der tschechischen Linken formten eine Plattform (INPEG) und begannen mit den konkreten Vorbereitungen. Die AktivistInnen sehen sich einer gezielten Medienhetze gegenüber (der tschechische Innenminister sprach in einem Interview von "Mördern", die an den Gegenaktivitäten teilnehmen werden) und einer allgemeinen Panikmache (die Bevölkerung wird aufgerufen, Lebensmittel und Medikamente einzulagern) vor befürchteten Massenausschreitungen. Dementsprechend kann die Regierung unverhohlen mit einem Armeeeinsatz drohen, falls es zu Ausschreitungen kommt.

Einen Monat vor den Aktionstagen werden die Hilferufe von INPEG immer verzweifelter. INPEG sei völlig pleite und sehe sich außerstande, die Vorbereitungen und eine Basisinfrastruktur zu finanzieren. Das zweite und anscheinend größere Problem ist, daß INPEG zu wenig AktivistInnen hat. Die tschechischen AktivistInnen hatten gehofft, daß sich mehr Gruppen und Personen aus dem Ausland an den konkreten Vorbereitungen vor Ort beteiligen werden. Es sieht aber so aus, daß erst einige wenige AktivistInnen aus England und den USA eingetroffen sind.

Der Erfolg der Blockadeaktionen in Seattle basierte darauf, daß AktivistInnen aus verschiedensten Teilen der USA zum Teil schon Monate zuvor in die Stadt gekommen sind, um die lokalen Gruppen zu unterstützen. Erst dadurch war es möglich, eine umfassende Infrastruktur (Unabhängiges Medienzentrum, "direct action camps", usw.) zu schaffen. In den "direct action camps" in Seattle konnten sich viele hundert angereiste AktivistInnen vorbereiten. Dies war eine Voraussetzung dafür, daß die Blockadeaktionen koordiniert werden konnten und erfolgreich waren.

Zum jetzigen Zeitpunkt sieht es aus, als wollten sich die verschiedensten Gruppen in Europa auf Demonstrationstourismus beschränken. Weder wird INPEG mit ausreichend Geld unterstützt, noch sind genügend Leute bereit, sich an den konkreten Vorbereitungen in Prag zu beteiligen. Nach den letzten Informationen aus Prag (Stand: Ende August) müssen einige Vorbereitungen (direct action camps, cybercafe...) gestrichen werden, sollte nicht doch noch Unterstützung aus dem Ausland eintreffen.

Zum jetzigen Zeitpunkt kann gesagt werden, daß die Aktionen in Prag (Großdemo, Blockadeversuche) jedenfalls stattfinden werden. Die anreisenden DemotouristInnen können sich allerdings nur auf eine Basisinfrastruktur verlassen (Medienzentrum, Rechtshilfe).
 

Prag braucht Unterstützung
 

INPEG benötigt dringend Geld zur Finanzierung der Vorbereitungen und der Infrastruktur. Desweiteren werden alle aufgerufen, möglichst früh nach Prag zu kommen. So benötigt INPEG dringend Hilfe um ein "direct action camp" einzurichten. Ein Gelände wurde bereits gefunden, das Camp wird am 14. September starten. Es fehlen noch: AktivistInnen für den Aufbau und die Infrastruktur, Zelte, Kochgeschirr, Transparentstoff und Farben für die Workshops...

Um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen: alle AktivistInnen, die zu den Aktionen nach Prag kommen wollen, sind dort willkommen. Je mehr, desto besser. Sollten sich allerdings nicht mehr Leute aus anderen Ländern an den Vorbereitungen beteiligen, darf nicht erwartet werden, daß es dort ein umfassendes Service gibt.

Kontakt: siehe
www.inpeg.ecn.cz
in Wien: www.no-racism.net/s26


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