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Rechtes Turnen in Salzburg

Von 9. bis 16. Juli hält der Österreichischer Turnerbund (ÖTB) sein 10. Bundesturnfest ab. In der Tradition von Turnvater Jahn ist der ÖTB "verbunden mit geistiger Bildung, Pflege von Volkstum und froher Gemeinschaft." Turnvater Jahn, bekannt durch seine antisemitischen, rassistischen und frauenfeindliche Ideologie, dient dem ÖTB als Leitfigur. Das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes stellt fest, dass Jahn "nicht nur Adolf Hitler Grundlagen für seine Ideologie gegeben, sondern auch Wesensmerkmale heutiger rechtsextremer Ideologie vorweggenommen hat bzw. das Jahnsche Gedankengut (...) von heutigen Rechtsextremisten rezipiert wird." Und von diesen sind viele anwesend bei den "Turn"veranstaltungen des ÖTB. Im Rahmenprogramm der Turnfeste finden Jahnehrungen genau so statt wie Festkommerse Akademischer Turnbrüder und Burschenschafter aus dem Umfeld des ÖTB.

Der ÖTB muss vor allem als Kaderschmiede der Rechten gesehen werden - so finden sich u.a. Jörg Haider, Minister Bartenstein und der OÖ Landeshauptmann Pühringer in den Reihen des ÖTB, der immer mit finanzieller und logistischer Unterstützung für seine Veranstaltungen rechnen kann. So werden im Juli die Festung Hohensalzburg, das Stadion Lehen, die Altstadt, das Messe- und Ausstellungszentrum, diverse Sportanlagen, Schulen usw. dem ÖTB zur Verfügung stehen.

Erinnert sei an das letzte derartige Spektakel 1996 in Krems, in dem die Funktionsweise des ÖTB gut sichtbar wurde: Während sich bei der Eröffnungsrede Bundesturnobmann Atzmanninger verbal vom Nationalsozialismus distanzierte, tauchten eben dort jene 4F des ÖTB in Form eines Sonnenrades auf, denen eine Ähnlichkeit mit dem Hakenkreuz zugeschrieben wird. Mit derartiger Symbolik wird jenes Umfeld geschaffen, in dem sich Neonazis und Altnazis wohl fühlen - unter den vielen TurnerInnen mit ihrem Bekenntnis zur "Deutschen Volks- und Kulturgemeinschaft". So war es kein Wunder, dass in Krems während der Zeit des Bundesturnfestes Neonazis mit zum Hitlergruß gestrecktem Arm, sowie "Sieg Heil!" und "Ausländer Raus!"-Rufen durch die Innenstadt zogen, während dagegen protestierende AntifaschistInnen von der Exekutive mit Fußtritten und unter Einsatz von Hunden zum Schweigen gebracht wurden.
 

aus TATblatt Nr. +167/168 vom 15. Juni 2001
 
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