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Im bisherigen Summer of Resistance durfte natürlich ein ganz besonderer Aktivist nicht fehlen. José Bové, seines Zeichens führender französischer BäuerInnengewerkschafter und Medienliebling, war heuer nicht nur in Genua mit von der Partie, sondern, kaum wieder in Frankreich angekommen, auch im medialen Mittelpunkt der neuesten Protestaktionen französischer BäuerInnen.

Schon Anfang August, am 2. Jahrestag seiner ersten Attacke auf eine McDonald´s Filiale, rief Bové heuer erneut zur Demo. Auch diesmal war das Ziel just jene Filiale in der französischen Kleinstadt Millau, die er schon damals zusammen mit anderen BäuerInnen fachgerecht zerlegt hatte. Auch diesmal folgten dem Aufruf des Gewerkschafters immerhin rund 2.000 besorgte BürgerInnen. Die mit Traktoren angereisten BäuerInnen umstellten den McDonald´s mit ihren Fahrzeugen daraufhin auch kurzerhand und blockierten die Filiale für einige Stunden. Sinn und Zweck der Demonstration samt Blockade sollte es sein, darauf aufmerksam zu machen, dass die wirtschaftliche Globalisierung seit den ersten BäuerInnenprotesten vor zwei Jahren immer krassere Auswirkungen auf kleinere landwirtschaftliche Betriebe hat. Gerade Firmen wie McDonald´s symbolisieren dabei die fortschreitende Standardisierung von Lebensmitteln wie auch ganzen Produktionsprozessen und deren Modellhaftigkeit für ganze Lebensbereiche.

In eine ähnliche Richtung sollten die Ende August stattgefunden Proteste gegen Freisetzungsversuche von gentechnisch veränderten Pflanzen weisen. Auch hier hatte Bové und seine Gewerkschaft ihre Hände mit im Spiel. So organisierte die Gewerkschaft doch Ausflüge zu Feldern mit gentechnisch veränderten Pflanzen, um diese in Eigeninitiative zu ernten. Auch hier gelang es der BäuerInnengewerkschaft mediengerecht, ihre Anliegen zu platzieren und auf die fortschreitende Standardisierung von Produktionsprozessen durch den Einsatz von gentechnisch verändertem Saatgut und den daraus resultierenden sozialen Folgen hinzuweisen.

Mit Kindern hat sich McDonald´s immer schon recht schwer getan. Einerseits sind Kinder und Jugendliche die gesellschaftliche Zielgruppe, auf die es der Laberlkonzern marketingtechnisch am meisten abgesehen hat. Schließlich ist es betriebswirtschaftlich nur stringent gedacht, sich sein Klientel schon in möglichst jungen Jahren heranzuzüchten. McDonald´s ist gerade hier eines der Paradebeispiele für die möglichst effiziente Bindung von Kindern an die eigene Konzernpolitik.

So sponsert der Konzern weltweit schon seit Jahren unter staatlicher Billigung diverse kulturelle oder sportliche Freizeitaktivitäten von Jugendlichen. In Nordamerika (und seit ein paar Jahren auch in Österreich) ist es üblich, dass Ronald McDonald gar an Schulen kommt, um die Kinder dort gleichermaßen über Verkehrssicherheit wie den eigenen Fraß aufzuklären. Eine noch effizientere Lösung wird nun aber von McDonald's in Australien erprobt:

Einzelne McDonald´s Filialen beginnen dort bis zu 50x pro Jahr so genannte "fun nights" zu veranstalten. Im Zuge dieser Abende werden SchülerInnen samt deren Eltern zum Essen und Auffrischen sozialer Kontakte geladen. Die einzelnen Schulen werden am Gewinn dieser Abende mit rund 25% beteiligt. Darüber hinaus bietet McD in zahlreichen Schulen auch Cheeseburger-Tage an. Für ein Getränk samt Cheeseburger verlangt McDonald´s dabei rund 1,6 $ (Australische), wobei der Preis von der jeweiligen Schule erhöht werden kann, um die schulinternen Einnahmen zu steigern.

Frei nach dem Motto "Wer nicht arbeitet soll auch nicht essen!" sieht McDonald´s Kindern natürlich nicht nur als potenzielle Konsumeinheiten, sondern schätzt der Konzern Kinder doch auch als leicht ausbeutbare Arbeitskräfte. Zuletzt an die Öffentlichkeit kam diese Tatsache Ende Juli dieses Jahres, als bekannt wurde, dass McDonald´s von einem britischen Gericht zur Zahlung einer Strafe von 12400 Pfund verurteilt wurde. In mindestens zwei britischen McD Filialen mussten Kinder bis zu 16 Stunden am Tag, und das bis in die frühen Morgenstunden hinein, arbeiten. McDonald´s, laut eigenen Angaben der "beste Arbeitgeber der Welt", musste während des Prozesses gleich in 20 Fällen zugeben, Schulkinder illegal beschäftigt zu haben.

"Mit Mc in die Zukunft. Von McDonald´s ins Oberhaus". Parolen wie diese sind in Japan keine Seltenheit. Ganz im Gegenteil, gehören sie doch in Wahlkampfzeiten schon zum allgemeinen Ortsbild. In jeder der rund 3.700 japanischen Niederlassungen des Konzerns sind einschlägige Wahlkampfplakate dieser Art zu sehen. Grund dafür ist der Wahlkampfeintritt der ehemaligen McDonald´s-Managerin Arimura, die – geht es nach den Plänen von McDonald´s Japan - die erste firmeneigene japanische Parlamentsabgeordnete sein soll. Das Wahlprogramm der Dreißigjährigen ist es "die Transparenz in der Politik zu erhöhen und eine Umwelt zu schaffen, in der Kinder, StudentInnen und Jugendliche stolz sagen können, dass sie PolitikerInnen werden wollen."

Wir schreiben Mitte August, zwei Männer entschließen sich in Lothringen zusammen zur Jagd zu gehen. Einer von ihnen verläßt seine Stellung, ohne dem anderen Bescheid zu sagen. Dieser sieht, wie sich etwas im Unterholz bewegt, zielt darauf und "peng". Der Fünfundzwanzigjährige, wie sich später herausstellte war es eben doch kein Wildschwein gewesen, ist auf der Stelle tot. In Frankreich, wo Jagdscheine relativ leicht zu bekommen sind und Millionen von JägerInnen auf die Pirsch gehen, ereignen sich jedes Jahr mehrere Dutzend solcher "Jagdunfälle".

Der sechsundzwanzigjährige Jäger aus Möderbrugg, wollte Anfang August eigentlich "nur" einen Rehbock erlegen. Schlussendlich verfehlte er das Tier jedoch und traf aus 200 Metern Entfernung ein vorbeifahrendes Auto. Das Projektil durchschlug die LenkerInnentür und blieb anschließend auf der Rückbank des mit einer oberösterreichischen Familie besetzten Autos liegen. Überraschend harsche Kritik zu dem Vorfall kommt von der steirischen JägerInnenschaft, die ihr Ansehen schwer beschädigt sieht. Die Ausbildung der JägerInnen werde man jedenfalls nicht ändern: "Jeder Jäger lernt in der Ausbildung, dass er aufpassen muss." Nicht ganz so locker nehmen es jedoch StaatsanwältInnenschaft und Gendarmerie, die gegen den Jäger eine Anklage vorbereiten.

Bratislava, irgendwann Mitte August. Ein slowakischer Berufsjäger hat statt eines Wildschweins seinen eigenen Jagdgefährten erschossen. Nach Medienberichten ereignete sich der Zwischenfall in der Nähe der ostslowakischen Ortschaft Cabov. Der Unglücksschütze sei geschockt vom Tatort geflohen, habe sich aber Stunden später selbst bei der Polizei gemeldet. Die Wildscheinjagd wird in der Slowakei so wie in allen anderen osteuropäischen Staaten nicht nur von BerufsjägerInnen ausgeübt, sondern auch von zahlreichen und zahlenden TouristInnen.

Grauenvolle Szenen spielten sich Mitte August bei einem Polizeieinsatz in Basel ab. Dass BeamtInnen der schweizerischen Polizei eine Wohnung auf der Suche nach einer verdächtigen Fünfundvierzigjährigen auf den Kopf stellten, muss den Lebensgefährten der Schweizerin, verständlicher Weise, unglaublich nervös gemacht haben. Um seine Empörung ob dieser staatlichen Provokation Nachdruck zu verleihen, lief ein in der Wohnung freilaufendes Kaninchen Amok. EineR der PolizistInnen wurde von dem Karnickel kurzerhand gepackt und in den Unterschenkel gebissen, wie die Staatsanwaltschaft den Tathergang zu schildern wusste. Da die Bisswunde recht tief war, musste der/die FahnderIn in der Notaufnahme eines Krankenhauses ärztlich versorgt werden. Was mit dem heldenhaften Kaninchen in weiterer Folge passiert ist, ist uns leider nicht bekannt.

 

aus TATblatt Nr. +172/3 vom 1. September 2001

 
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