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Hack the Nazis!

Tja, nicht all zu lange durften wir uns über die Seite für "interaktiven Antifaschismus" freuen. Nach nur wenigen Wochen Betrieb wurde die Seite >>>http://www.hackthenazis.de.vu der Autonomen Netzguerilla Zelle Bordeaux nun auf Betreiben der deutschen Behörden vom Netz genommen.

Wie in der letzten Nummer (TATblatt +174) schon berichtet, bestand auf der Seite für Antifas die Möglichkeit, Daten von Neonazis zu veröffentlichen. Neben dem Sammeln von IP-, Wohn- wie auch E-Mail-Adressen, Telefonnummern, Gästebüchern und Internetseiten von Neonazis, bot die Seite auch genügend Raum für "praktischen Antifaschismus", da eine Reihe interessanter Programme – E-Mail- und SMS-Bomber, Port-Scanner und diverse andere einschlägige HackerInnen-Tools – zum Download bereit standen.

Wie die BetreiberInnen der Seite berichten, wurden die Inhalte der Webseite auf dem Server nicht gelöscht, sondern lediglich gesperrt. Dateien können also nicht mehr geändert oder gelöscht werden. Auch der Zugriff auf jegliche E-Mail-Postfächer der gesamten Domain 2310.net, zu der u.a. die Seite "Hack the Nazis!" gehört, wurde unterbunden, wobei die Postfächer nicht gelöscht wurden.

Betroffen von der Sperrung der Domain sind aber auch die Webseite der Autonomen Netzguerilla Zelle München sowie das "Digital Resistance Action News Network", ein unabhängiges Medienprojekt - ähnlich Indymedia - für die Bereiche "Digitaler Widerstand", "Kommunikationsguerilla", "Hacktivismus" und "Internetrepression".

Nach einer Anfrage bei dem/der zuständigen ProviderIn bekamen die BetreiberInnen von 2310.net folgende Auskunft: "Wir, der OCRAM-Service, wurden von öffentlicher Seite aufgefordert, die Domain vorübergehend abzuschalten, da sich auf einigen Seiten Dinge befinden, welche nicht dem deutschen Recht entsprechen würden. Ich kann Ihnen zur Zeit noch nicht sagen, wann wir die Domain wieder frei schalten dürfen." Nach der Anfrage, um wen es sich bei diesen "öffentlichen Stellen" handelt, gab die/der ProviderIn folgende Antwort: "Leider darf ich Ihnen da keine näheren Auskünfte in dieser Sache mitteilen. Sie werden aber wahrscheinlich noch von den betreffenden Stellen Post bekommen." Auf Grund dieser eher spärlichen Auskünfte spekulieren die BetreiberInnen der Domain www.2310.net, "dass die Polizei bzw. die Staatsanwaltschaft gegen uns aufgrund von Verstößen gegen das Datenschutzgesetz ermittelt."

Gerade das Vorgehen im Bezug auf die Seite ist schlichtweg als Angriff auf ein antifaschistisches Selbstverständnis und auf die Meinungsfreiheit zu sehen und reiht sich damit in ein allgemeines polizeistaatliches Internet-Kontrollkonzept ein, dem gerade in diesem Sommer, Hand in Hand mit der Vorgehen gegen antikapitalistische Proteste, schon einige linke Projekte zum Opfer gefallen sind.

Quelle: >>>http://de.indymedia.org

aus TATblatt Nr. +175 vom 12. Oktober 2001

 
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