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Opernballdemo 2003: >>Demobericht in der Chronik 2003 | >>Bericht aus der Liesl
   


Opernballdemo 2003.
Ein Resümee.

     
   

Arbeitskreis Hooligans & PhilosophInnen.

     

Das Verhalten der OrganisatorInnen bei der diesjährigen Mobilisierung zum Opernball, wurde eigentlich nur noch durch die Demo selbst unterboten.

 

60 bis 100 Verhaftete, eine Demo die aus unzähligen Besoffenen einerseits und einer Vielzahl ZivilpolizistInnen andererseits bestand, OrganisatorInnen die die Demo in unverantwortlicher Weise einfach stehen gelassen haben. So oder so ähnlich muss das Resümee der diesjährigen Demo lauten.

Die Mobilisierung.

Nach der Mobilisierung zum diesjährigen Opernball war eigentlich schon zu befürchten wie die Demo verlaufen sollte. Während das Antiimp-Bündnis "Opernball angreifen" mittels eines bewussten Kokettierens mit Antisemitismus und einer inhaltlichen Ausrichtung die anhand der Themenfelder Antiamerikanismus bzw. Irak Krieg 1:1 kompatibel mit Neonazis war, für einen Großteil der Linken eigentlich indiskutabel war, dies wird auch durch die mangelnden UnterstützerInnen und der Zusammensetzung der Demo deutlich, versuchten Gruppen wie die Ajak - in der Ajak-Fantasie steinewerfende Vorstadtkids, auf der Demo dann doch eher besoffene junge Männer - andere Zielgruppen anzusprechen. Gerade im Vorfeld der Demo wurde mittels einer auf Grund der zu erwartenden Situation, total deplazierten Gewaltdiskussion, an ein Image von "Autonomen" angeknüpft, das es so nie gegeben hat und mehr mit Polizeipropaganda und der Vorstellung von Krone & Co gemein hat, als mit aktuellen linksradikalen Diskussionen im deutschsprachigen Raum. Durch diese dumpfe und unreflektierte Vereinnahmung von Gewaltfantasien hauptsächlich männlicher Jugendlicher und/oder Suffpunks, anstelle einer Auseinandersetzung mit einer schon vorher abzusehende Situation vor Ort wurde das Klima, in dem die Verhaftungen am Abend erfolgten erst wesentlich mit möglich gemacht.

 

"Jedenfalls waren da am Donnerstag am Schluß wirklich ziemlich wenig Leute, die sich jemals Gedanken über politische Militanz oder Gewalt gemacht haben (die sind wohl alle rechtzeitig gegangen) - die meisten haben nicht mehr als "Schwule Kiberei" rausgebracht."  

Vor Ort.

Alles in Allem ergänzten sich die zur Demo mobilisierenden Gruppen aber ganz gut. Die einen sorgten für den politischen Inhalt (dumpfer Antiamerikanismus, brennende US-Fahnen etc.), die anderen für ein Zielpublikum, das von dumpfen pseudo-radikalen Versatzstückchen angesprochen wurde. Musikalisch symbolisiert wurde diese Allianz recht anschaulich u.a. durch diverse Lieder von Slime, die während der Auftaktkundgebung unter dem Gejohle von zahlreichen, schon zu Beginn besoffenen, TeilnehmerInnen zu hören waren.

Die Demoleitung.

Wesentliche Informationen über Vorgänge der Polizei (z.B. Vorrücken der Polizei, Verhaftungen, bevorstehende Polizeiangriffe) seitens der Demoleitung - die darüber selbstverständlich informiert war - an die restlichen DemonstrantInnen, die davon nichts mitbekommen hatte, wäre für den weiteren Demo-Verlauf wohl eher förderlich gewesen, wurde aber dadurch erschwert, dass der Lautsprecherbus, der bis dahin von den Demo-OrganisatorInnen zur Selbstdarstellung genutzt wurde, zu dem Zeitpunkt, als sich die Situation anspannte, einfach wegfuhr. Ein Vorgehen, das wohl relativ einmalig ist: in seiner mangelnden Solidarität noch am ehesten an Salzburg 2001 und das Verhalten der Sozialistischen Jugend erinnert (damals hatte sich die SJ freien Abzug aus dem Polizeikessel verhandelt, jedoch nur für ihre eigenen Mitglieder). Doch nicht nur anwesende DemonstrantInnen waren relativ überrascht davon, dass sich die Demoleitung samt Bus und Megafon einfach verdrückte. Auch die Einsatzleitung der Polizei wusste nun überhaupt nicht mehr was zu tun. Der quasi vorhandene Kessel wurde wegen abhanden gekommener Demoleitung bzw. AnsprechpartnerInnen nun ganz einfach für größere Gruppen nicht geöffnet, wie dies eigentlich von Seiten der Polizei geplant gewesen wäre, da diese schlichtweg nicht wusste, mit wem die weitere Abzugsroute zu verhandeln sei.

Und so kam es, wie es kommen musste.

Auf Grund des total verantwortungslosen Verhaltens der VeranstalterInnen, die in einer Kessel-Situation bei der Demo bleiben müsste und mit der Polizei über einen Rückzug ohne Verhaftungen und Identitätskontrollen verhandeln müsste einerseits, und Provokationen der Polizei, die total planlos war, andererseits, kam es zu total sinnlosen Zwischenfällen seitens einiger besoffener DemoteilnehmerInnen. Das Ergebnis einer schlecht organisierten Demo 60 bis 100 Verhaftungen (bei 1500 TeilnehmerInnen) und Verfahren, die sich nun über die nächsten Jahre hinweg ziehen werden, AktivistInnen die auf Grund der Verfahren vermutlich in Zukunft keine Lust mehr haben werden, auf eine Demo zu gehen.

Resümee.

Verantwortlich ist dafür hauptsächlich, aber natürlich nicht nur, die Demoleitung bzw. das Antiimp-Bündnis von Komak&Co.. Vor der Verantwortung werden sich auch die anderen Gruppen, die auf eine Art und Weise zur Demo aufgerufen haben, die vor allem viele wenig erfahrenen Jugendliche (die zum ersten und oftmals wohl auch letzten Mal auf einer Demo waren) angezogen und in so eine Situation gebracht hat nicht drücken können. Außerdem sollten bei der nächsten Demo viele Dinge, vor allem, was die Organisation im Vorfeld und die daran beteiligten Gruppen betrifft, anders laufen.

     
aus TATblatt Nr. +197 März 2003.    

 

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