TATblatt


siehe auch:
[BekennerInnenschreiben zu einem Buttersäureanschlag]
[Artikel "Oh du mein Österreich"]

Frieren gegen Militarismus

Während sich das militaristische Österreich am Nationalfeiertag in der Erlebniswelt des Bundesheeres an Waffenschau, Minensuche für Kinder und ähnlichem ergötzte, gaben AntimilitaristInnen am Maria Theresien Platz ihre Ablehnung von Militär und Menschenjagd kund.

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Tausend Menschen hätten an der Kundgebung für "Soziale Sicherheit statt militärischer Unsicherheit" in unmittelbarer Nähe zur militärischen Erlebniswelt am Wiener Heldenplatz teilgenommen, behauptet die ARGE für Wehrdienstverweigerung, Gewaltfreiheit und Flüchtlingsberatung in einer Aussendung. Böse Zungen meinen hingegen, dass die meisten, die den Kundgebungsort belebten, zufällig vorbeikommende TouristInnen aus Tschechien gewesen wären. Auch BesucherInnen der militaristischen Erlebniswelt sollen auf kurze Abstecher vorbeigekommen sein - oft ohne zu merken, dass sie sich dabei in die Fänge der GegnerInnen begeben haben.

Die politischen Aussagen ohne einschläfernde Reden aller aufrufenden Organisationen, sondern mit kulturellen Darbietungen zu vermitteln, war von den VeranstalterInnen geplant, hat bei den vorbeiziehenden Menschenmassen allerdings nicht unbedingt zu jedem Zeitpunkt funktioniert. Dass die erklärenden Flugblätter bereits vor Kundgebungsbeginn ausgegangen sind, war Folge eines Schätzfehlers, das Anbringen eines eindeutigen, gen Heldenplatz gerichteten, Transparents schlicht vergessen worden. Dafür wurden die Infotische der beteiligen Initiativen von Leuten frequentiert, die sich sonst kaum für die dort angebotenen Informationen interessiert hätten. Und schließlich bescherten doch die NATOM-Rakete von VIRUS, nachgestellte Flüchtlingsjagden, die vom Volxtheater Favoriten inszenierte Suche nach Kanonenfutter, ein antimilitaristischer "Exorzismus", ein ziemlich gewalttätig mit Knüppel gegen NATO - pardon: "VATO" - kämpfender Kasperl des Kasperltheaters im Prater, die Enthüllung eines Deserteursdenkmals u.v.m. zu ungeahnten Aha-Erlebnissen. "Die Presse" wusste gar von einem nachdenklich gewordenen Soldaten zu berichten. Ansonsten gab's Musik und ausführlich abschweifende Moderationen von Hermes Phettberg - von 13.30 bis 18.00.

siehe auch:
[BekennerInnenschreiben zu einem Buttersäureanschlag]
[Artikel "Oh du mein Österreich"]


aus: TATblatt Nr. +86 (19/97) vom 6. November 1997
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